Die Parodontitis (Parodontose) entwickelt sich aus einer Zahnfleischentzündung, wenn die Übermacht der bakteriellen Infektion nicht mehr durch das Immunsystem des Körpers ausgeglichen werden kann. Während die Zahnfleischentzündung nach Beseitigung der Ursachen restlos abheilt, ist bei der Parodontitis ein Knochenrückgang entstanden, der ohne zahnärztliche Hilfe allmählich zur Zahnlockerung und anschließend zum Zahnverlust führt. Obwohl die Parodontalbehandlung zu den chirurgischen Eingriffen zählt, hat sie durch den Fortschritt der letzten Jahre den Schrecken verloren. Die Parodontalbehandlung gliedert sich in eine Vor-, Haupt- und Nachbehandlung. In der Vorbehandlung schafft der Zahnarzt hygienefähige Verhältnisse: Durchführung einer professionellen Zahnreinigung, unbehandelte Karies wird therapiert, Fehlbelastungen der Zähne ermittelt, eventuell überstehende Füllungs- und Kronenränder geglättet sowie Zahnstein und Beläge entfernt. Mit Hilfe des Kariesrisikotests läßt sich die Effizienz der Mundhygiene bestimmen. Grundvoraussetzung für den Erfolg ist eine dauerhafte Umstellung der Mundhygienegewohnheiten. Deshalb lernt der Patient, die bakterielle Plaque mit geeigneten Hilfsmitteln zu reduzieren. Zum Abschluss wird die Tiefe der Zahnfleischtasche neu beurteilt und die weitere Behandlungsnotwendigkeit festgelegt. Je besser der Erfolg der Vorbehandlung ist, um so weniger muss der Zahnarzt in der folgenden Hauptbehandlung eingreifen. Bei der Parodontalbehandlung werden unter lokaler Betäubung die hartnäckigen Konkrementablagerungen entfernt, die rauen Wurzeln geglättet und Restentzündungen ausschabt. In der Nachbehandlung verhindert der Zahnarzt gemeinsam mit dem Patienten die Neuinfektion. Dies ist sehr wichtig, denn ein Parodontalpatient bleibt ein Leben lang ein Risikopatient für eine neue Parodontitis. Nur eine lebenslange zahnmedizinische Vorsorge und Betreuung kann die Neuerkrankung verhindern. Heute liegt der Schwerpunkt der Parodontalbehandlung nicht mehr in der Entfernung aller Entzündungen, sondern in der Glättung der erkrankten Zahnwurzeln. Dabei haben sich in den letzten 10 Jahren Hilfsmittel wie spezielle Ultraschallgeräte, die in fast jeder Zahnarztpraxis zum Einsatz kommen, sowie schwingende Diamantpolierer und andere Geräte etabliert, welche die Behandlung komfortabler und unblutiger machen. Je früher der Knochenverlust gestoppt wird, um so weniger schmerzhaft und eingreifend ist die Therapie und um so besser ist die Prognose. Problematisch sind die Parodontitisformen, die weit vor dem 30. Lebensjahr entstanden sind, weil dort meistens eine besonders aggressive Form der Erreger vorliegt. Diese Patienten brauchen eine besonders frühe und intensive Betreuung. Unterstützende medikamentöse Therapien können heute durch gezielte Bakteriennachweistests eingeleitet werden.
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